Was Frau Heinrich, eine Bar und 40 Katzen gemeinsam haben

Was Frau Heinrich, eine Bar und 40 Katzen gemeinsam haben

Barcelona ist eine Stadt, an der mein Herz hängt. Sie ist rummelig, laut und voll, aber auch gleichzeitig voller Kunst, spannender Menschen, beeindruckender Architektur und einer ganz besonderen Atmosphäre. Dieser Besuch stand allerdings primär unter dem Thema „Menschen und Tiere“ wie sich später herausstellen sollte.

Fotos und Sehenswürdigkeiten habt Ihr sicherlich schon woanders gesehen, weswegen ich mich heute einmal nur auf ein paar andere Eindrücke beschränke, die ihr an fast jeder Straßenecke entdecken könnt, aber zum Teil schon etwas genauer hinsehen müsst.

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Die Menschen in Barcelona sind aber auch bei der Übersetzung von Speisekarten sehr kreativ:

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Was sind Eure persönlichen Highlights? Schreibt mir gerne in den Kommentaren.

Jetzt aber zum eigentlichen Thema:

Frau Heinrich, eine Bar und 40 Katzen

Kommen wir zunächst zu Frau Heinrich. Die Rede ist von Sabine Heinrich, eine WDR Moderatorin, die ich sehr schätze. Eines Morgens saß ich nichtsahnend am Frühstückstisch im Hotel und belegte gerade mein Brot mit leckerem Schinken, als der Fahrstuhl auf dieser Etage hielt. Wir hatten an diesem Morgen eher einen Notsitz, weil die anderen Tische belegt waren. Als sich die Türen kurz öffneten sah ich eine Frau und dachte direkt „die sieht aber Sabine Heinrich verdammt ähnlich“. Ich schaute direkt auf Twitter nach (@frheinrich), weil ich weiß, dass sie gerne dort über ihre Erlebnisse schreibt. Und prompt wurde ich fündig: Sie war zu dem Zeitpunkt ebenfalls in Barcelona. Ich schrieb sie über Twitter an und erhielt auch kurz danach eine recht verdutzte Antwort.

Wir frühstückten in Ruhe und machten und später auf dem Weg in die Stadt. Draußen vor dem Hotel meinte Karin nur: „Da vorne läuft wohl Frau Heinrich. Das ist deine Chance!“. Wir gingen zu ihr, sprachen sie an und hatten ein sehr nettes Gespräch. Sie war ein paar Tage in Barcelona und jetzt auf der Weiterreise. Sie ist wirklich ein äußerst sympathischer Mensch und ich freute mich wie Bolle, sie auch einmal persönlich getroffen zu haben. Ja, ja, diese Groupies 😉

Die London Bar

Die London Bar liegt etwa 400m westlich der Rambla, ungefähr im südlichen Drittel der selben. Eine legendäre Bar, die 1910 eröffnet wurde und zu deren regelmäßigen Besuchern Leute wie Ernest HemingwayPablo PicassoJoan Mir oder Salvador Dalí zählten. Seit ihrer Eröffnung wurde sie quasi nicht verändert oder modernisiert, was man ihr auch durchaus ansieht.

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Ich wollte sie unbedingt noch an einem Abend besuchen, obwohl unsere Füße an dem Tag bereits recht platt gelaufen waren. Wir stiefelten also dorthin, setzten und an einen Tisch und bestellten Cocktails. Die Live Musik „hatte Potenzial“: Der Verstärker war grausig und das Casio Keyboard hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Dame an Klavier hatte aber etwas. Sie spielte einen ganz eigenen, durchaus interessanten Stil.

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Wir beschlossen trotzdem nicht so lang zu bleiben und wollten uns eigentlich nach unserem Cocktail auf den Heimweg machen, aber es sollte ganz anders kommen.

Die Pianistin (eine Japanerin) machte eine Pause und ein, inzwischen hinter mir sitzender, Ire sprach sie an, weil sie direkt hinter uns an der Bar stand. Schnell entwickelte sich ein wunderbares Gespräch, mit Mami (der Japanerin), Tom (dem Iren), Jo (der Britin), Tom (dem Norweger) und uns zwei Deutschen. Wir beschlossen, wir könnten durchaus die UN formen und sprachen, lachten und diskutierten quer durch alle möglichen Themen. Es war alles dabei: die aktuelle Flüchtlingssituation, die Völkerverständigung und vieles mehr.

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Die Situation drohte zu eskalieren, als Tom (der Norweger), der inzwischen etwas beschwipst war, beschloss, dem Rosenverkäufer den gesamten Strauß Rosen abzukaufen und in der Bar an die Damen zu verteilen. Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen.

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Es gab aber auch melancholische Momente, als Mami erzählte, wie sie als Straßenmusikerin von Gruppen anderer Nationalität bei der Polizei angezeigt, in der Bahn ausgeraubt wurde und ihr ganzes Erspartes dabei verlor. Sie erzählte ebenfalls davon, dass sie schon oft die Sagrada Familia besucht habe. Auf meine Frage, wie ihr der Innenraum gefallen habe, sagte sie, das könne sie nicht nicht leisten.

Das und ihre Geschichte im Allgemeinen beschäftige mich noch eine ganze Weile, so dass wir beschlossen, ihr am nächsten Tag noch einmal einen Besuch abzustatten und ihr mit einem kleinen Obolus diesen oder einen anderen Wunsch zu erfüllen. Ich war sehr unsicher, weil ich in keiner Weise anmaßend sein wollte, aber sie hat sich sehr herzlich gefreut. Das war einer dieser Momente, in denen mir wieder einmal bewusst wurde, wie unfassbar gut es uns in diesem Land doch geht. Und dennoch ist Mami einer der glücklichsten Menschen, die ich bisher getroffen habe. Das sind Situationen, in denen ich immer sehr nachdenklich werde.

Die 40 Katzen

Den letzten Tag verbrachten wir gemütlich durch die Stadt schlendernd. An diesem Tag war der Diada Nacional de Catalunya, der Nationalfeiertag Kataloniens und in der Stadt war auf den Straßen eine Menge los.

Unweit der großen Feierlichkeiten am Fossar de les Mordres saßen an diesem Tag zwei alte Damen mit zwei Katzen, die sehr umsorgt wurden. Eine dritte Dame erläuterte uns, dass sich die beiden Damen um 40 Katzen kümmern, die ansonsten niemand aufnehmen würde. Sie opfern dabei jeden Euro den sich haben und sind dennoch stark auf Spenden angewiesen. Wir teilten unser letztes Bargeld mit ihnen, woraufhin sie begannen mich zu herzen und zu segnen, was mir schon sehr unangenehm war, so im Mittelpunkt zu stehen. Die beiden waren aber einfach nur von Herzen dankbar, dass es mich jetzt immer noch sehr berührt.

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Den Abend verbrachten wir, wie so häufig, in unserem Stammlokal, dem Sensi Tapas Bistro, wo wir unseren „alten Freund“ Irving trafen, den wir vor 2 1/2 Jahren dort kennengelernt haben.

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Manchmal sind es nicht das Land oder die Stadt, sondern die Menschen, die entweder dort leben, oder ebenfalls nur zu Besuch sind und sich ganz zufällig finden, die eine Zeit ganz besonders machen. In solchen Situation bin ich sehr dankbar für die Zeit, die ich auf dieser blauen Kugel verbringen darf.

Danke Barcelona!

 

P.S: Verabschieden möchte ich mich bei Euch mit einem Blick über die Stadt von der Festungsanlage auf dem Montjuïc.

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Jens