Die Bezwingung des “Observation Point”

Der heutige Tag ist mit einem oder mehreren Worten nicht zu beschreiben. Er ist nicht einmal mehr mit ein paar Sätzen zu beschreiben. Vielleicht würde “unbeschreiblich” ganz gut passen. 😉

Der “Observation Point Trail” stand heute auf dem Programm. Das Ziel des Trails befindet sich auf einem der höchsten Berge im Zion Canyon, von dem aus das gesamte Tal überblickt werden kann.

Der Trail besteht aus ca. 5 Stunden Fußmarsch, was aber bei weitem (zumindest für mich) nicht das Schlimmste war. Er ist sowohl physisch anstrengend, weil er recht schnell an Höhe bewinnt, als vor allem psychisch!

Den unteren Teil habe ich ganz gut gemeistert, bis ich an eine schneebedeckte Stelle gelangte:

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Ich stand dort überlegend, ob ich darüber gehen möchte, oder nicht. Als mich dann eine französich sprechende Familie mit drei Kindern, von denen eins im Rucksack getragen wurde, überholte, dachte ich nur: “Das schaffst Du auch”. Im Endeffekt war es nur der Kopf, der mich zunächst abgehalten hat.

Nach einigem Anstieg wurde ich mit der sagenhaften Schönheit des “Echo Canyon” belohnt.

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Nach einem netten Gepräch mit ein paar ansässigen Wanderen, die mir versicherten, dass ich unbedingt bis zur Spitze gehen müsse und es auch gar nicht gefährlich, sondern sondern nur sehr anstrangend (It’ll tear your lungs out), machte ich mich voller Vorfreude auf den Weg.

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Bei einer kurzen Pause traf ich ein Ehepaar aus Missouri Jeanny und Will, mit denen ich den “Rest” des Tages verbrachte.

Nach ein paar lockeren Minuten begann der “interessante” Teil: Der Weg veränderte sich massiv. Steil aufragende Felswände auf der einen Seite und mindestens ebenso steil abfallende Klippen auf der anderen. Die Breite des Weges variierte zwischen 1,5m bis auf ca. 80cm. Natürlich ohne Geländer. Will ist ebenfalls nicht schwindelfrei, war aber sehr in sich gekehrt, während ich Jeanny vollquatschte und sie versuchte mich mit Yoga Atemtechniken zu beruhigen. (Ohne Witz: Ich habe jetzt noch schweißnasse Hände, während ich dies schreibe.) Logischerweise gibt es auch keine Fotos dieser Strecke 😉

Nach schier endlosen Serpentinen (s. Foto: Wenn man genau hinsieht, sieht man eine Art “Z”. Das war ein kleiner Teil des Weges!) wurde der Weg endlich breiter und endete auf einem Plateau.

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Am Ende der Plateaus angelangt, wurden wir mit einer fantastischen Aussicht über das gesamte Tal belohnt.

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Wir hatten es wirklich geschafft!

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Noch NIE bin ich in meinem Leben derartig an meine Grenzen und DEUTLICH darüber hinaus gegangen.

Man kann nich beschreiben, wie lebendig man sich in so einem Moment fühlt. Ich beräuhe keine Sekunde dieses Weges und werde diese Erfahrung nie vergessen. Das Gefühl, wenn einem das Adrenalin in die Adern schießt und man voller Angst versucht die drohende Panikattacke im Griff zu halten und es dann wirklich durchzieht ist mit Worten niemals zu beschreiben.

Eine Gruppe junger Studenten, o.ä. kam nach uns, stellten sich an den Rand und riefen im Chor: “Everything is possible!” (Alles ist möglich)

Das trifft es ganz gut. Oder mit den Worten von Frank Sinatra: “If you can make it there, you can make it everywhere.”

Nach einer Weile verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Rückweg.

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Der Abstieg war nicht locker, aber ich hatte meine mentalen Probleme nahezu vollständig im Griff. Ich denke der Berg hatte mich nachhaltig verändert.

Wir machten an der Stelle mit dem Schnee (s.o.) noch einen Abstecher in den Hidden Canyon, wo wir schon einmal auf dem Weg waren, aber das ist eine andere Geschichte…

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Erschöpft, aber unendlich glücklich genossen wir drei noch unsere Erlebnisse bei einem leckeren Abendessen und beschlossen damit den Tag.

Vielen lieben Dank an dieser Stelle an Jeanny und Will für die tolle Unterstützung, die nette Begleitung, die prima Gespräche und das Wurstbrot!

P.S: Auf dem Weg in den Hidden Canyon trafen wir noch ein Pärchen aus Köln.

P.P.S: Will ist Arzt und u.a. in der Brustkrebsforschung tätig.

P.P.P.S: Mehr Fotos gibt’s wie immer in der Gallerie.

Jens